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Forschungsprojekt WetNetBB zu

WERTSCHÖPFUNG
AUS
MOORBIOMASSE

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Das Projekt WetNetBB
– Was machen wir?

Das Projekt WetNetBB soll die einzigartigen Synergiepotenziale von Mooren für den Klima-, Wasser-, Boden- und Biodiversitätsschutz sowie für die regionale Wertschöpfung aufzeigen und damit Akzeptanz und Interesse für eine nachhaltige Moornutzung in ausgewählten Regionen und darüber hinaus schaffen.

Das Moor regenerierende Wasserstände in der Größenordnung 10 cm unter Flur führen zur Wiederansiedlung wirtschaftlich zu nutzender Moorpflanzen. Ziel ist die In-Wert-Setzung dieser auf den Flächen ursprünglich beheimateten Gräser durch Umwandlung in industriell zu nutzende Zellulosefasern. WetNetBB bringt im jeweils individuellen Austausch die Akteurinnen und Akteure aus Landwirtschaft (Flächennutzer- und/oder -besitzer), Wissenschaft (Erforschung der Verarbeitungsmöglichkeiten) und Industrie (Verarbeitung und Verkauf des fertigen Produkts) zusammen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Projekt WetNetBB verstehen sich aufgrund ihres Wissens um die Besonderheit der Moore und betriebswirtschaftliche Erfordernisse als Katalysatoren innerhalb der anzustrebenden Wertschöpfungsketten. 

Die beim angestrebten Wasserstand auf Moorböden wachsenden Pflanzen (v.a. Rohrkolben, Seggen, Rohrglanzgras und Schilf) müssen von den Landwirtinnen und Landwirten nicht angesät werden; sie wachsen dort selbst und ihre Bestände entwickeln sich auch ohne menschliches Zutun (=natürlich nachwachsende Rohstoffe). Im Sinne konkreter Nutzung können die Pflanzenarten aber auch bewusst angebaut werden. Dem Vorteil, perspektivisch bereits Bestehendes oder am Standort optimal zu Kultivierendes ernten zu können, soll innerhalb des Projekts mit der Entwicklung neuer Produkte aus eben diesen Rohstoffen begegnet werden. Zusätzlich müssen Abnehmer gefunden werden. Pilotiert sind bereits Papiere, Kartonagen und Bauplatten. 

Das Vorhaben WetNetBB realisiert exemplarisch an typischen Standorten moorerhaltende Wasserstände und Verfahren für die Flächenbewirtschaftung und Biomassenutzung. Gemeinsam mit relevanten Akteurinnen und Akteuren in Brandenburg wird in Anerkennung der früher zur Erschließung landwirtschaftlicher Flächen als notwendig erachteten Entwässerung mit Modell- und Demonstrationsvorhaben die Nutzung dann wieder nasser Niedermoore geschaffen. Der Transformationsprozess findet im engen Austausch mit den Beteiligten vor Ort statt.

WetNetBB: Wasserstände

In Deutschland – und weltweit – gibt es viele Projekte, die sich mit der Wiedervernässung von Mooren beschäftigen. Die betrachteten oder angestrebten Wasserstände sind dabei unterschiedlich. Wir als WetNetBB beschäftigen uns mit dem Wasserstand von etwa 10cm unter Flur, welcher eine Bewirtschaftung nach einem konsequenten Transformationsprozess ermöglicht. Ein weiterer, häufig genannter Wasserstand liegt bei 30cm unter Flur und gewährleistet unter bestimmten Umständen und bei angepasster Technik die Fortführung der bisherigen Wertschöpfung. Der Unterschied besteht also – wenn wir nur diesen Aspekt betrachten – in der unterschiedlichen Vegetation. Auch deswegen macht eine Aufteilung in unterschiedliche Projekte Sinn, auch wenn wir alle im Wissen voneinander profitieren.

Die Wertschöpfung aus Moorpflanzen befindet sich noch ganz am Anfang. Der aktuell verfügbare Rohstoff ermöglicht die Pilotierung von Produkten und beides, ergänzt durch den Austausch mit interessierten Unternehmen, ist unser Aufgabengebiet. Wir wissen, was prinzipiell möglich sein könnte und verfeinern Bestimmungsfaktoren, Qualitäten und Prozesse in Vorbereitung einer späteren gewerblichen Nutzung. Die folgende Abbildung zeigt die einzelnen Schritte, die wir betrachten.

WetNetBB: Prozess

Die Projektregionen
von WetNetBB

Die moorreichen Regionen Rhinluch/Havelland, Mittlere Havel, Uckertal/Randowbruch und Spreewald

wurden ausgewählt, weil ihre Gebietskulisse standörtliche Bedingungen wie hydrogenetische Moortypen, Trophiestufen, Wasserregimetypen und Vegetation sowie betriebliche Voraussetzungen für die Biomasseverwertung in repräsentativer Weise abbildet. Typische Regionen in ausdrücklicher Abgrenzung zu untypischen Regionen sind für uns als wissenschaftsbasiertes Projekt wichtig, weil unsere Ergebnisse dann auf andere Regionen übertragbar sind. Wir arbeiten am Modell, damit andere später großflächig umsetzen können.

Landwirtschaft

Die Landwirtinnen und Landwirte im Projekt WetNetBB haben sich dafür entschieden, eine Bewirtschaftung auf einer nassen Moorfläche auszutesten. Welche Pflanzen werden wachsen? Inwieweit kann man den Aufwuchs steuern? Wie funktionieren die neuen moortauglichen landwirtschaftlichen Maschinen tatsächlich auf vernässtem Boden? Und: wer nimmt das Mahdgut dann für eine weitere Verwertung ab? Diese Testphase wird finanziell gefördert und von festen Ansprechpartnern begleitet, die ihrerseits auf das Wissen unseres gesamten WetNetBB Teams zurück greifen. Nicht jede Fläche in Brandenburg kam in Frage, weil die unterschiedlichen Wissenschaftler im Projekt (Hydrologen, Bodenkundler, Botaniker, Landschaftsökologen u.a.) jeweils eigene fachliche Anforderungen einbrachten. Im zweiten Schritt führten dann viele Vorgespräche mit Landwirtinnen und Landwirten in den Projektregionen dazu, dass erste Partner gefunden wurden.

Interessierte landwirtschaftliche Betriebe wenden sich an Katja Searles

Unternehmen in der Wertschöpfungskette

Unternehmerinnen und Unternehmer, die mit Pflanzenfasern arbeiten, können den nachwachsenden Rohstoff Paludikultur möglicherweise in der Produktion ihrer Produkte einsetzen. Wir als Team von WetNetBB wissen, dass es für jegliche Verarbeitung einer stabilen Qualität bedarf, zuverlässiger Mengen und einer wirtschaftlich sinnträchtigen Logistik. Für diese unterschiedlichen Expertisen haben wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die betriebswirtschaftliche Erfordernisse ebenso fokussieren wie die uns allen dienenden Effekte wie Klima-, Wasser- und Bodenschutz. Unternehmerinnen und Unternehmer, die offen sind für den erst in Anfängen erprobten Rohstoff werden unterstützt durch Förderungen und Beratung. WetNetBB steht für Beratung aufgrund wissenschaftlicher Analyse, ist aber bestens vernetzt mit anderen Akteurinnen und Akteuren, die sich wiederum mit der Förderung von zum Beispiel Anschaffungsinvestitionen befassen. Das Ziel im Austausch mit interessierten Firmen ist, dass diese sich nicht damit beschäftigen müssen, wer für welchen Aspekt zuständig ist.

Einen ersten Einblick zum Forschungsstand bei der Produktion von Dämmstoffen, Kartonagen und Papier liefert an dieser Stelle – demnächst – ein Video mit Katja Searles vom Brandenburgischen Landesamt für Umwelt und Dr. Ralf Pecenka vom Leibnitz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) in Potsdam. Beide gehören zum Team von WetNetBB.

Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich für eine energetische Verwertung interessieren, also die Nutzung in Biogasanlagen, wenden sich gerne an Susanne Engels.

Wissenschaft

WetNetBB ist ein wissenschaftsbasiertes Projekt. Der Anbau von Paludikultur wird auf allen Ebenen und bei allen Prozessschritten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen vorbereitet und begleitet. Ein Team mit Mitwirkenden aus dem ATB, dem ZALF und der HNEE arbeitet engmaschig untereinander zusammen und steht im ständigen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Landesamt für Umwelt, die die behördlichen Belange verantworten. Ziel ist die partizipative und nachhaltige Transformation der Biomassenutzung von nassen Niedermooren. Das Wissenschaftler-Team von WetNetBB ist wiederum Teil der großen Moorprojekte in Deutschland. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind untereinander vernetzt und teilen kontinuierlich Erfahrungen und Erkenntnisse, um die Umwelt- und ökonomische Wirkungen abschätzen zu können. Interessierte Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft sind herzlich eingeladen,  eine ständig aktualisierte Liste mit wissenschaftlichen Literatur zu diesen Ergebnissen über das Kontaktformular anzufordern.

Vielleicht möchten Sie uns auch gerne zu einem Vortrag oder Panel einladen? Wenden Sie sich gerne an uns (Susanne Engels)!

Team

Kontakt:

Förderung

Laufzeit des Projekts: 01.09.2023-31.08.2033

Ort des Projekts: Brandenburg

Gesamtfläche in ha: 2430 ha

Förderung: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL),
Sondervermögen des Klima- und Transformationsfonds
Projektträger: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)